DGSS 2011: Starke Opioide als Bestandteil einer multimodalen Schmerztherapie
13.10.2011 -
„Opioide haben einen hohen Stellenwert innerhalb der multimodalen Schmerztherapie. Wichtig ist, die Behandlung individuell auf den jeweiligen Patienten anzupassen." Dieses Fazit zog Dr. Stefan Wirz, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie, Interdisziplinäre Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin, CURA - Katholisches Krankenhaus im Siebengebirge, Bad Honnef, auf dem diesjährigen Deutschen Schmerzkongress in Mannheim.
Am Beispiel einer 80-jährigen Schmerzpatientin machte er deutlich, wie eine stark wirksame und sehr gut verträgliche medikamentöse Therapie Lebensqualität zurückbringen kann. Bei der Zusammenstellung der Behandlungsmaßnahmen sind nicht nur der Therapieerfolg, sondern auch die Kosten ein entscheidendes Kriterium.
Die auf dem Kongress präsentierten Ergebnisse einer Studie zeigen, dass eine Behandlung mit der Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem Naloxon (Targin) im Vergleich zu anderen starken Opioiden wirksamer, verträglicher und zugleich kostengünstiger ist.
„Alles multimodal? Chancen und Grenzen" lautet das Motto des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses. In diesem Zusammenhang betonte Wirz, wie wichtig eine individuelle Anpassung des multimodalen Ansatzes auf den jeweiligen Patienten, insbesondere bei einer Verordnung von starken Opioiden, sei. Die medikamentöse Therapie sollte auf den somatischen und psychologischen Befunden basieren. Zudem erfordere eine Opioidtherapie, auch bei Nicht-Tumorschmerzen, eine regelmäßige Symptomkontrolle.
Höhere Lebensqualität durch Opioidtherapie als Teil eines multimodalen Konzeptes
Wie eine Behandlung mit starken Opioiden im Rahmen eines multimodalen Konzeptes die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern kann, zeigte Wirz anhand der Kasuistik einer 80-jährigen Frau. Sie litt an starken chronischen Schmerzen, ausgelöst durch diverse Krankheiten, wie Osteoporose, einer Spinalkanalstenose und einem Karpaltunnelsyndrom in beiden Händen.
Die Schmerzen waren morgens besonders stark, so dass der Patientin das Aufstehen und Anziehen schwer fiel. Auch tagsüber traten immer wieder Schmerzattacken auf, wobei die Schmerzen eine Intensität von bis zu 9,5 auf der Numerischen Ratingskala1 erreichten und bis in die Füße ausstrahlten. Die Schmerzen schränkten die Patientin im Alltag stark ein und sorgten zudem für Schlafstörungen.
Wirz diagnostizierte sowohl nozizeptive als auch neuropathische Schmerzen. Zudem bestanden mehrere gravierende Vorerkrankungen, wie eine koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, eine Nierenerkrankung und ein arterieller Hypertonus, bei denen die Verordnung von NSAR bzw. Coxiben kontraindiziert sind. Wirz verordnete der Patientin zweimal täglich 20 mg/10 mg der Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem Naloxon (Targin). Zudem erhielt sie Gabapentin, Novaminsulfon und Doxepin.
Die medikamentöse Therapie als Teil eines multimodalen Behandlungskonzeptes linderte die Schmerzen so weit, dass als weiteres Modul eine Physiotherapie begonnen und später ein minimal-invasives Verfahren durchgeführt werden konnte. Bereits nach zwei Wochen traten die Schmerzattacken seltener auf und der Schlaf verbesserte sich. Im Laufe der Therapie sank die Schmerzintensität auf NRS 2. Gleichzeitig verdoppelte sich die Gehstrecke der Patientin auf 800 Meter. Darüber hinaus hatte die Patientin nach der Initialphase der Therapie keine Beschwerden durch Nebenwirkungen. „Das Beispiel dieser Patientin zeigt, dass eine medikamentöse Therapie nicht nur stark wirksam, sondern auch sehr gut verträglich sein muss. Nur so kann eine multimodale Behandlung eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität ermöglichen", so Wirz.
Opioidtherapie mit Oxycodon/Naloxon: wirksam, verträglich und wirtschaftlich
Sowohl der Arzt als auch sein Patient profitieren von einer wirksamen und zugleich verträglichen, aber auch kostengünstigen Behandlung der Schmerzen. Im Vergleich zur Behandlung mit anderen starken Opioiden erfüllt eine Therapie mit der Fixkombination aus retardiertem Oxycodon und retardiertem Naloxon (Targin) diese Kriterien.
Das zeigt eine multizentrische, offene, vergleichende Kohortenstudie mit etwa 1.000 Rückenschmerzpatienten, deren Ergebnisse auf dem Deutschen Schmerzkongress präsentiert wurden. Innerhalb eines Jahres sank die stärkste Schmerzintensität in der Oxycodon/Naloxon-Kohorte um 40,4% von NRS 7,4 auf 4,4. In der Vergleichsgruppe reduzierte sich der Wert lediglich um 23,2% von NRS 7,1 auf 5,5. Für die mit Targin behandelten Patienten verdoppelte sich die mit dem Lebensqualitätsfragebogen SF-362 erhobene Vitalität von 24,6 auf 50,4 (Verbesserung um 104,9 Prozent). Dagegen erreichte die Gruppe mit anderen starken Opioiden eine Verbesserung von 43,2% (von 28,7 auf 41,1). Auch die Darmfunktion verbesserte sich unter Oxycodon/Naloxon deutlich.
Neben der Wirksamkeit und Verträglichkeit der Schmerztherapie sowie der daraus resultierenden Lebensqualität wurden auch die Therapiekosten der beiden Kohorten untersucht. Im Vergleich ergab sich über den Zeitraum von einem Jahr in Bezug auf die direkten Kosten3 ein Einsparpotenzial von rund 370 € bei der Behandlung mit Oxycodon/Naloxon (Oxycodon/Naloxon: 2.403,45 €, andere starke Opioide: 2.772,98 €).
Die durchschnittliche unmittelbare budgetrelevante Einsparung mit einer Targin-Therapie beträgt dabei 307,24 € pro Patient pro Jahr. Diese Einsparung ergibt sich aus den direkten Arzneimittelkosten. Darunter fallen Kosten für Opioide, Komedikation und Notfallmedikation. Auch die indirekten Kosten4 einer Targin-Therapie lagen deutlich unter denen einer Therapie mit anderen starken Opioiden. 4.244,77 € (Targin) im Vergleich zu 4.991,10 € (andere starke Opioide) fielen pro Patient innerhalb eines Jahres an. Ausschlaggebend dafür waren unter anderem weniger Arbeitsunfähigkeitstage unter Targin-Therapie. Durchschnittlich waren mit Oxycodon/Naloxon behandelte Patienten im Jahr 24 Tage länger arbeitsfähig. Bezogen auf die direkten und die indirekten Kosten betrug die Gesamtersparnis einer Targin-Therapie rund 1.116 €.
1 Numerische Ratingskala (NRS) 0 = keine Schmerzen, 10 = stärkste vorstellbare Schmerzen
2 Krankheitsübergreifender Lebensqualitätsfragebogen SF-36: Acht Domänen: jeweils 0 = Minimum an Lebensqualität, 100 = Maximum an Lebensqualität
3 Direkte Kosten: Ambulante ärztliche Leistungen, Art und Menge der vom Arzt verordneten und empfohlenen Arzneimittel, Nichtmedikamentöse Therapie, Hospitalisierung, Notfallbehandlung, Rehabilitation, zusätzliche Anschaffungen oder Maßnahmen des Patienten aufgrund der Erkrankung
4 Indirekte Kosten: Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung, Erwerbsminderung
Quellen:
Symposium „Schmerztherapie: Wieso multimodal?", veranstaltet von Mundipharma, Limburg, am 6.10.2011 im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS), 5. bis 8.10.2011, Mannheim
Poster „Wirksamkeit, Verträglichkeit, Lebensqualität und pharmakoökonomische Aspekte einer Opioidtherapie bei chronischen Rückenschmerzen", Winfried Hofmann, Reinhard Rychlik, präsentiert im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS), 5. bis 8.10.2011, Mannheim
Poster "Quality of life and pharmacoeconomic aspects of patients suffering from chronic low back pain: observational study to compare treatment with oxycodone/naloxone versus other strong opioids", Jutta Kresimon, Reinhard Rychlik, Peter Kiencke, präsentiert im Rahmen des 7th Congress of the European Federation of IASP Chapters (EFIC), 21. bis 24.09.2011, Hamburg
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