Gesundheitsversorgung im digitalen Zeitalter
6. eHealth-Kongress Rhein-Main und Hessen 2019
Die stärkere Vernetzung aller Akteure in der Gesundheitswirtschaft ist ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche und am Patienten orientierte Gesundheitsversorgung im digitalen Zeitalter.
Dies erklärten die vier Veranstalter des diesjährigen 6. eHealth-Kongresses in der IHK Frankfurt am Main: Das Ministerium für Soziales und Integration, IHK Hessen innovativ, die Techniker Krankenkasse in Hessen und die Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main (gwrm). Deshalb begrüßten die Veranstalter das von der Bundesregierung im Juli auf den Weg gebrachte Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG), das eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation ermöglichen soll.
Das DVG soll 2020 in Kraft treten. Das Gesetz sieht vor, Leistungserbringer wie Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Apotheken und Pflegeeinrichtungen flächendeckend zu verbinden. Unter anderem soll es medizinisch sinnvolle Apps auf Rezept geben, Online-Sprechstunden sollen erleichtert und Telemedizin gestärkt werden. Ein gut ausgebautes und sicheres Datennetz soll dafür die Grundlage bilden. Außerdem müssten alle an der Gesundheitswirtschaft Beteiligten noch enger zusammenarbeiten, um digitale Strukturen sowohl für die Patientenversorgung als auch für die wirtschaftliche Entwicklung Hessens rasch weiterzuentwickeln und stärker zu nutzen, so die Veranstalter.
Rund 480 Teilnehmer diskutierten bei dem Kongress über neueste Entwicklungen und innovative Ansätze aus Telemedizin und eHealth mit zahlreichen Experten und Fachausstellern. „Telemedizin eröffnet Chancen, denn sie bringt medizinische Expertise zu den Menschen und überbrückt Distanzen. Damit ist sie ein Schlüssel zu einer weiterhin wohnortnahen Versorgung. Diese Entwicklung sehen wir positiv und verstehen die Digitalisierung als Chance, Versorgung effizienter zu gestalten, Bürokratielasten abzubauen und Gesundheitskompetenz dauerhaft zu stärken. Dabei denken wir aus der Perspektive der Patientinnen und Patienten und möchten ihnen Wege ersparen, den persönlichen Kontakt zum Arzt aber nicht ersetzen“, erklärte Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration und Schirmherr des eHealth-Kongresses 2019.
„Wie das aktuelle PwC Healthcare-Barometer zeigt, zählt die Mehrheit der Bundesbürger das deutsche Gesundheitssystem nach wie vor zu den besten drei der Welt - seit mehreren Jahren allerdings mit rückläufiger Tendenz. Immer längere Wartezeiten, steigende Kosten und vor allem der Fachkräftemangel sind Gründe dafür und machen auf einen schleichenden Qualitätsverlust aufmerksam, den auch die Bevölkerung zunehmend spürt. In meinen Augen stellt die Digitalisierung die klare Antwort auf diese Herausforderung dar. Was wir dafür aber brauchen, sind neue Ansätze zum Beispiel bei Finanzierungsthemen und die Anpassung gesetzlicher Rahmenbedingungen durch die Politik“, erklärte Michael Burkhart, Vorsitzender der Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main. Deshalb sei es wichtig, neue gemeinsame Wege zu gehen. In Hessen werde dies in der Zusammenarbeit zwischen Politik, Leistungsanbietern und Industrie bereits beherzigt.
Beispiele der Zusammenarbeit boten neben zahlreichen Referenten auch die mehr als 45 Aussteller. So wurden digital gestützte Therapien bei psychischen Erkrankungen, Beispiele von Robotik-Anwendungen in der ambulanten und stationären Pflege und die Möglichkeiten von Apps als Medizinprodukte präsentiert. Intensiv diskutierten Fachleute Sicherheits- und Datenschutzaspekte bei den inzwischen von Krankenkassen entwickelten elektronischen Gesundheits- und Patientenakten und den Status der ambulant-stationären Vernetzung. Welche künftigen Möglichkeiten die Künstliche Intelligenz (KI) in Diagnostik und Therapie bietet, zeigten die Beiträge im „Future Panel by TK“ der Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen.
„Die Digitalisierung im Gesundheitswesen spielt sich auf vielen Ebenen ab. Das Wichtigste, das wir beim Entwickeln und unterstützen innovativer Anwendungen im Blick haben sollten, ist der konkrete Nutzen für die Versicherten. Die elektronische Gesundheitsakte TK-Safe knüpft genau an diesen Gedanken an. Der Versicherte hat alle wichtigen Dokumente an einem zentralen Speicherort, was zum Beispiel im Gespräch mit dem Arzt sehr nützlich ist. So kann beispielsweise über Impfempfehlungen gesprochen werden oder es können Wechselwirkungen zwischen Medikamenten besser erkannt und unnötige Doppeluntersuchungen vermieden werden. Die Versicherten gewinnen einerseits Souveränität über ihre persönlichen Gesundheitsinformationen. Andererseits erhalten sie ein Tool, mit dem sie ihre Gesundheit aktiv managen können. Und dass auch die Ärzte und Kliniken durch die Vernetzung mit TK-Safe in ihrer Arbeit unterstützt werden, liegt auf der Hand. In Hessen sind bereits sechs Kliniken angeschlossen und bundesweit können sich 12.000 Ärzte über KV Connect mit TK-Safe vernetzen. Wir begrüßen es, dass ab 2021 alle Krankenkassen elektronische Patientenakten anbieten müssen. Durch die neue Gesetzgebung kommt Dynamik in das Thema", sagt Dr. Markus Schlobohm, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensentwicklung der TK.
„Ob in Prävention, Diagnostik, Therapie oder auch in der Verwaltung - der Bedarf an innovativen digitalen Anwendungen im Gesundheitssystem wird in Zukunft weiter steigen“, prognostiziert Dr. Michael Groß, Vizepräsident der Industrie und Handelskammer, Frankfurt am Main. Doch digitale Innovationen entstehen längst nicht mehr in den geschlossenen Forschungsabteilungen von Unternehmen allein. Hier sind Impulse von außen gefragt. „Großes Potenzial verspricht die Zusammenarbeit mit Startups. Startups überzeugen mit ihren ausgeprägten digitalen Kenntnissen, ihrer Kundenorientierung, ihrer Arbeit in Netzwerken und ihrer kreativen Unternehmenskultur“, so Groß. Die Industrie- und Handelskammern sehen in der Telemedizin zukunftsorientierte Entwicklungsmöglichkeiten besonders für den hessischen Mittelstand. Bei dem von IHK Hessen innovativ organisierten Matchmaking „Startups meet Corporates“ vernetzten sich während des Kongresses zahlreiche digitale Startups und etablierte Unternehmen mit dem Ziel Kooperationen anzubahnen und gemeinsame eHealth-Projekte zu entwickeln.
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