Peter Loskill tritt Brückenprofessur zwischen Medizinischer Fakultät der Universität Tübingen und NMI an
03.05.2021 - Zwischen dem NMI in Reutlingen und der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen ist eine neue Brückenprofessur entstanden, die Prof. Dr. Peter Loskill am 1. Mai antrat. Die neue Brücke soll nicht nur NMI und Fakultät stärker miteinander verbinden, auch soll die Forschung des Professors an mikrophysiologischen Systemen von der Nähe zu Grundlagen- und angewandter Forschung profitieren.
Die Medizinische Fakultät der Universität Tübingen und das NMI in Reutlingen kooperieren bereits eng auf den Gebieten der Medizintechnik, Biomedizin und Personalisierten Medizin. Die W3-Brückenprofessur soll diese strategische Verbindung zwischen der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen und dem NMI in Reutlingen auf dem Gebiet der Organ-on-a-Chip-Technologien ausbauen. „Brückenprofessorinnen und -professoren fungieren als personelles Bindeglied zwischen zwei Einrichtungen und tragen dadurch zur besseren Vernetzung dieser bei. Gerade Forschungsfelder, die in Grundlagen- und angewandter Forschung zu verorten sind, profitieren von diesen Brückenbauern“, erklärt Prof. Dr. Katja Schenke-Layland, Direktorin des NMI, das Konzept der Brückenprofessur. Mikrophysiologische Systeme, wie sie der Physiker erforscht, zählen zu diesen Querschnittsthemen. „Indem wir Wissen aus verschiedenen Disziplinen kombinieren, schaffen wir neue Möglichkeiten für die Entwicklung von In-vitro-Modellen, die komplexe humanbiologische Vorgänge außerhalb des menschlichen Körpers nachbilden“, beschreibt Loskill das Ziel seiner Forschung. Neben der fachlichen Expertise zeichnet sich der Brückenbauer Loskill durch sein Bestreben aus, Forschende verschiedener Disziplinen zusammenzubringen. Dies gelingt ihm unter anderem, indem er ab Mai die Leitung des 3R-Centers Tübingen für In-vitro-Modelle und Tierversuchsalternativen übernimmt. „Als Leiter des neue gegründeten 3R-Centers Tübingen für In-vitro-Modelle und Tierversuchsalterativen bringe ich nicht nur Forschende zusammen, auch arbeite ich eng mit Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus regulatorischen Behörden und der Politik sowie potenziellen Nutzerinnen und Nutzern dieser Alternativmethoden zusammen“, so Loskill. Denn das Wissen über sowie die Akzeptanz dieser neuen Modelle gilt es zu verbessern.
Eine Bereicherung für NMI, Universität und Medizinische Fakultät
Die personelle Anbindung des NMI an die Universität Tübingen führt nicht nur zu einer stärkeren Verbindung der beiden Einrichtungen, auch finden Organ-on-a-Chip-Technologien sowohl in der universitären als auch in der angewandten Forschung ihren Einsatz, wie sie am NMI betrieben wird. Prof. Dr. Bernd Pichler, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen, begrüßt daher die Berufung von Prof. Loskill besonders: „Die Entwicklung neuartiger Organ-on-a-Chip-Technologien stellt eine hervorragende Ergänzung der bisherigen biotechnologischen Forschung an der Universität Tübingen dar“. Erreicht eine Technologie nun einen bestimmten Entwicklungsgrad, lässt sie sich durch die Nähe zum NMI schnell in die Anwendung bringen.
Human-basierte In-vitro-Plattformen als Alternativmethoden zum Tierversuch
Von diesen verkürzten Transferzeiten können Akteure verschiedener Fachrichtungen profitieren. Denn neben der biomedizinischen Grundlagenforschung zählt auch die industrielle Forschung zu den potenziellen Anwendern. „Eine unserer Hauptzielgruppen ist die pharmazeutische Industrie, aber auch in der Kosmetik-, Nahrungsmittel- und Chemieindustrie lassen sich Organ-on-a-Chip-Methoden etablieren – zu Gunsten der Anwendenden, der Endkundinnen und -kunden beziehungsweise Patientinnen und Patienten, aber auch zu Gunsten der Tiere“, sagt Loskill, der sich als Mitgründer und Vize-Präsident der Europäischen Organ-on-Chip-Gesellschaft seit 2018 für die europaweite Etablierung von Organ-on-a-Chip-Technologien einsetzt. Die Abbildung humanbiologischer Prozesse in vitro führt neben einer besseren Übertragbarkeit von Studienergebnissen auch zur Vermeidung von Tierversuchen, wodurch sich damit verbundene ethische Bedenken ausräumen lassen. Was den jungen Professor außerdem für diese Aufgabe qualifiziert: In der Vergangenheit hat er bereits Organ-on-a-Chip-Modelle für zehn unterschiedliche Organgewebe entwickelt und erfolgreich in die Anwendung gebracht.
Sowohl die neu etablierte Brückenprofessur als auch das 3R-Center Tübingen werden durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert.
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