Aus den Kliniken

Woher kommt die chronische Erschöpfung?

13.01.2025 - Ein Forschungsverbund in Jena, Kiel, Berlin und München untersucht die mit ME/CFS bezeichnete schwere Erschöpfung, die als Langzeitfolge nach einer Virusinfektion auftreten kann.

Die Forschenden wollen insbesondere besser verstehen, warum die Betroffenen nach Belastungen eine deutliche Verschlimmerung erleiden und so zur Entwicklung neuer, individuell angepasster diagnostischer und therapeutischer Ansätze beitragen. Das Bundesforschungsministerium fördert den Verbund mit 2,5 Mio. Euro.

Der Gesundheitsnotstand, den die WHO angesichts des grassierenden Corona-Virus vor fünf Jahren ausgerufen hatte, ist offiziell längst beendet - viele Infizierte jedoch befinden sich weiterhin in einer gesundheitlichen Notlage. Sie leiden an der schwersten Form der Langzeitfolgen, die als Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom oder kurz ME/CFS bezeichnet wird. Diese schwere neuroimmunologische Erkrankung führt oft zu einem hohen Grad körperlich-seelischer Behinderung. Alltagstätigkeiten wie Einkaufen und Fernsehen, selbst Körperhygiene oder das Einnehmen einer Mahlzeit können die Kräfte übersteigen.

„In unserem Interdisziplinären Post-COVID-Zentrum sehen wir Patientinnen und Patienten mit einem schweren Post-COVID-Syndrom. Etwa 20 Prozent dieser Menschen leiden an Spätfolgen, die wir als ME/CFS einstufen müssen“, so Prof. Dr. Andreas Stallmach, Leiter des Zentrums am Universitätsklinikum Jena. „Über die Ursachen und die Entstehung der Erkrankung wissen wir kaum etwas.“ Charakteristisch ist, dass die Erkrankung nach einer Infektion auftritt, und dass sich die Einschränkungen und Beschwerden nach einer Belastung deutlich und anhaltend verschlimmern. Dieses Symptom nennt die Medizin PEM, Post-Exertional Malaise. Es stellt ein großes Hindernis für die Betreuung bei ME/CFS dar, weil Untersuchungen oder schon der Weg in die Praxis die Betroffenen zurückwerfen kann.

Im Verbund BioSig-PEM wollen Forschende in Jena, Kiel, Berlin und München deshalb die Symptomverschlimmerung PEM bei ME/CFS genauer analysieren. „Wir wollen die Krankheitsmechanismen besser verstehen und individuelle Ausprägungen von PEM unterscheiden lernen“, sagt der Koordinator des Verbundes, Prof. Dr. Christian Puta vom Universitätsklinikum Jena. Neben einer standortübergreifenden standardisierten klinischen Erfassung der Symptome bei ME/CFS-Patientinnen und –Patienten sucht das Projekt nach molekularen, immunologischen und neurologischen Markern, die mit PEM in Zusammenhang gebracht werden können.

Christian Puta erläutert: „Wir setzen zum Beispiel Fitness-Tracker ein und wir untersuchen, wie sich körperliche Belastung auf das Immunprofil, auf Blutzellen sowie auf vielfältige Stoffwechsel- und Gefäßfunktionen auswirkt. Wir nutzen hierfür modernste Techniken wie Raman-Spektroskopie, Metagenomsequenzierung und multimodale Kernspintomographien des Gehirns.“ Die Ergebnisse sollen helfen, die Ausprägung individueller PEM-Phänotypen besser bewerten zu können. Dies soll zukünftig zur Entwicklung neuer, auf Krankheitsverläufen basierender Ansätze für die Diagnose und die Behandlung von ME/CFS beitragen.

Partner im Forschungsverbund BioSig-PEM sind neben dem Universitätsklinikum Jena die Charité Berlin, das Leibniz-IPHT Jena, die TU München sowie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Universität Kiel. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die auf drei Jahre angelegte Arbeit des Verbundes mit 2,5 Millionen Euro.

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07743 Jena

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