Herz-Gefäß-Zentrum am Klinikum Nürnberg Süd
21.12.2011 -
Das Herz-Gefäß-Zentrum am Klinikum Nürnberg Süd ist Anfang März dieses Jahres nach 15-monatiger Bauzeit Betrieb genommen worden. Das für rund 20,3 Mio. € errichtete Gebäude nahe des Haupteingangs wurde als hochtechnisiertes OP-Zentrum konzipiert, das drei Hauptziele erfüllen sollte: enge Verflechtung der Fachdisziplinen Kardiologie, Gefäßchirurgie und Herzchirurgie, hochmoderne Medizintechnik und eine patientenorientierte Ablauforganisation. Geplant und realisiert wurde es vom Nürnberger Architekturbüro Haid + Partner.
Offenheit und Helligkeit für die vielfältigen Ansprüche der einzelnen Räume des neuen Herz-Gefäß-Zentrums zu schaffen - das war eine der wesentlichen Ansprüche an den Entwurf von Prof. Haid. Er sollte den Mitarbeitern angenehme Arbeitsumgebungen verschaffen und gleichzeitig den Patienten eine ansprechende Atmosphäre bieten.
Bereits 2004 erarbeitete Haid +Partner eine Kurzstudie zur Angliederung von Praxiskliniken an das Klinikum - eine überaus nützliche planerische Vorarbeit, wie sich wenig später zeigte. Denn mit der positiven Entwicklung des Hauses stellten sich bald drängende Kapazitätsfragen. So wurde aufgrund der eingeschränkten räumlichen Situation im Bestand ein Entlastungsgebäude für die Chirurgie erforderlich und als Neubau geplant - mit der allgemeinen Zielsetzung einer räumlichen und funktionellen Entlastung des Hauptgebäudes, einer Trennung und Entzerrung der Patientenkollektive und der Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für alle Nicht-Notfall-Patienten. Außerdem brauchte man zusätzliche OP-Kapazitäten.
Anbindung zugunsten integrativer Versorgung
Auch am Klinikum Nürnberg Süd folgt man der generellen Tendenz der medizinischen Versorgung ambulanter Patienten an stationären Einrichtungen. Das integrative medizinische Versorgungskonzept des Hauses sieht eine Versorgungskette von Prophylaxe, stationärem Aufenthalt und Nachsorge vor. Eine zweckmäßige Anbindung des projektierten Neubaus an das Klinikum war Voraussetzung dieser integrativen Versorgung.
Der Erweiterungsbau sollte daher durch Anordnung nahe des Klinik-Eingangbereichs gerade für ambulante Patienten gut erreichbar sein. Auf der östlichen Seite der langgestreckten Eingangspromenade bot sich die Möglichkeit, das Gebäude vom Zentralbau des Klinikums und gleichzeitig vom öffentlichen Zugangsweg her zu erschließen.
Flexibilität und Nachhaltigkeit
Damit eine hohe innere Flexibilität und somit nachhaltig wirtschaftliche Betriebsführung unter Berücksichtigung zeitgemäßer Standards und Arbeitsbedingungen erreicht werden, wurde ein mehrere Baustufen umfassendes Entwicklungskonzept vorgeschlagen.
Die Betriebseinheiten sind so ausgelegt, dass mit hohem Tageslichtanteil gleichzeitig eine weitgehend natürliche Belüftung erreicht wird. Mit einer Kammstruktur wird ein hohes Maß an Integration der Baumasse in den östlich angrenzenden Naturraum ermöglicht.
Das erste Modul - und heutige Herz-Gefäß-Zentrum - entlang der Eingangspromenade zeigt sich wie die folgenden Baustufen zweigeschossig mit adäquater zurückhaltender Bauhöhe zum dominanten Zentralbau. Eine Tiefgarage in U1 wird nach Erweiterungen langfristig an die Breslauer Straße angebunden.
Klinikum in der Waldlichtung
Zentrale Herausforderung bei der Entwurfsarbeit war, im Kontext des hochwertig gestalteten Klinikums eine Gebäudestruktur mit einer ansprechenden äußeren Gestalt anzufügen. Zu diesem Zweck wurde die horizontale, lagernde Plattenstruktur der Geschossdecken mit eingestellten Fassaden aus den Pflegebauten des Klinikums übernommen.
Das Gebäude ist im Erdgeschoss an die Zugangsmagistrale des Klinikums angefügt und erschließt sich über eine transparente Eingangshalle mit Anmeldung, Leitstelle und Wartezonen. Ein baulicher Rhythmus der Gebäude wird durch die aufgelöste Kammstruktur erreicht.
Die Metallfassaden mit Glasflächen stehen im Dialog mit den schon bestehenden Pflege-Gebäudekomplexen. Der zentrale, natursteinbekleidete Hauptbau behält durch seine Dimension und spezifische Materialität seine Bedeutung. Die Verzahnung des Naturraumes mit dem nordseitig gerichteten Kamm und den transparenten Bindegliedern zwischen den Kuben bewahrt die Charakteristik des „Klinikums in einer Waldlichtung".
Funktionales Konzept
Die innere Struktur des Funktionsbaus führt das orthogonale Ordnungsprinzip und das Konzept der Lichthöfe des Klinikums fort. Zentraler Ort im Erdgeschoss ist das großzügige Eingangsfoyer, das die Patienten mit seiner hellen, freundlichen Atmosphäre in Anmeldung, Leitstelle und Wartezone in Empfang nimmt.
An diese Kernzone schließen Untersuchungs- und Behandlungsräume an, zwei Lichthöfe ermöglichen einen Außenraumbezug sowie eine natürliche Belichtung. Im Obergeschoss, das durch ein Brückenbauwerk an das Klinik-Hauptgebäude angebunden ist, sind drei neue OP-Räume mit modernster medizinischer Ausstattung angeordnet.
Dazu zählen u. a. ein Herzkatheterlabor, ein Kardioangiograf mit Magnetsteuerung zur Behandlung komplexer Herzrhythmusstörungen sowie ein Hybrid-Operationssaal, in dem Herzchirurgie, Kardiologie, Anästhesie und Radiologie interdisziplinär zusammenarbeiten. Ob interventionell, endovaskulär oder offen chirurgisch - dem Patienten stehen nun alle Diagnose- und Therapieformen unter einem Dach zur Verfügung. „Das Klinikum Nürnberg bietet Spitzenmedizin, die keine Vergleiche zu scheuen braucht", betont Prof. Matthias Pauschinger, Chefarzt der Klinik für Kardiologie.
Eine Herzensangelegenheit
Für die rund 4.000 Patienten p.a., die zu einem Termin ins Herz-Gefäß-Zen¬trum kommen, ist das neue Gebäude die erste Anlaufstelle. Hier finden alle vorstationären Untersuchungen sowie die Beratungs- und Aufklärungsgespräche statt. Dafür sind die Fachärzte aller drei Fachdisziplinen vor Ort. „Wir werden zukünftig noch enger als bisher zusammenarbeiten und noch mehr Patienten gemeinsam behandeln", so Dr. Eric Verhoeven, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie. Im neuen Behandlungszentrum ist das gesamte Leistungsspektrum der modernen Herz- und Gefäßmedizin in einem Haus vereint.
Dadurch bleiben den Patienten weite Wege zu den Untersuchungen und Ärzten der benachbarten Fachdisziplinen erspart. „Das ist vor allem für unsere immer älter werdenden Patienten wichtig", betont Prof. Theodor Fischlein, Chefarzt der Klinik für Herzchirurgie. Dank moderner OP-Technologie, die eine Vielzahl von schonenden minimal-invasiven Eingriffsmöglichkeiten bietet, können heute selbst hochbetagte Patienten am Herzen operiert werden.
Kontakt
Haid + Partner Architekten + Ingenieure
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