Mehr Qualität trotz sinkender Kosten ist möglich! Telemonitoring und Integrierte Modelle
11.08.2014 -
Mehr Qualität trotz sinkender Kosten ist möglich! Telemonitoring und Integrierte Modelle. In Deutschland erkranken jährlich rund 200.000 Menschen an chronischer Herzschwäche.
Diese verursacht jährlich Kosten von etwa 7 Mrd. €; durch die kontinuierliche Überwachung wird eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes rechtzeitig erkannt. Das hilft nachweislich, die Zahl der Klinikeinweisungen um etwa 50 % zu vermindern.
Das weiß auch AnyCare, ein Unternehmen der Thieme Verlagsgruppe.
Der Gesundheitsdienstleister bietet deshalb Kassen mit seinem Telemedizinprodukt TelemedCare Herz einen innovativen Weg, um bei Herzpatienten mögliche Verschlechterungen ihres Gesundheitszustandes schon im Ansatz zu erkennen und dann natürlich auch zeitnah zu behandeln.
Der Ärztliche Projektleiter von Anycare, Dr. Markus Becker, im Gespräch mit Michael Reiter.
M & K: Herr Dr. Becker, die Entwicklung unserer Gesellschaft geht zu immer mehr älteren Menschen mit chronischen Erkrankungen. Traditionelle Therapie ist nicht mehr finanzierbar.
Wie sieht Ihre Lösung dieses Problems aus?
M. Becker: Überall ist zu hören, dass der demographische Wandel zwangsläufig zum Finanzkollaps führt. Ist das wirklich so?
Mit 250 Mrd. € verfügt das Gesundheitssystem über erhebliche finanzielle Mittel. Wir müssen uns anstrengen, diese Ressourcen so einzusetzen, dass unsere Patienten am meisten davon profitieren.
Es geht nicht darum weniger, sondern das Richtige zu tun.
Telemedizinisches Home Monitoring kann dazu einen Beitrag leisten.
M & K: Welche Indikationen stehen hierbei derzeit im Vordergrund?
M. Becker: 80 % der Krankheitskosten werden von einer handvoll Erkrankungen und ihrer Folgen verursacht.
KHK, Diabetes und chronisch pulmonale Erkrankungen stehen an erster Stelle. Für Risikopatienten existieren „telemedizinische Frühwarnsysteme“, die frühzeitige Interventionen ermöglichen.
So lassen sich z.B. Wassereinlagerungen durch tägliches Wiegen von Herzinsuffizienz- Patienten mittels Tele-Waage erkennen.
Werden die Werte von einem medizinischen ServiceCenter interpretiert und rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet, kann die Zahl erneuter Krankenhausaufnahmen nahezu halbiert werden.
M & K: Wer finanziert solche Systeme?
M. Becker: Telemonitoring ist ein Beispiel dafür, dass bessere Ergebnisqualität nicht zwangsläufig zu höheren Kosten führt. Ersparnisse können relativ kurzfristig realisiert werden.
Entsprechende Modelle finden daher großes Interesse. Inzwischen bieten mehrere innovative Krankenkassen ihren Versicherten TeleCare-Konzepte an.
Durch Angebote zur Integrierten Versorgung wird sich die Verbreitung weiter beschleunigen.
M & K: Worin sehen Sie den wichtigsten Aspekt für die Akzeptanz seitens der Patienten?
M. Becker: Für den Patienten ergibt sich regelmäßig eine verbesserte Lebensqualität. Die Betreuung in den eigenen vier Wänden bietet hohen Komfort und erzeugt zugleich ein hohes Maß an Sicherheit.
Die Medizin kommt zu ihm nach Hause.
M & K: Welche Rolle können Krankenhäuser in diesem System übernehmen?
M. Becker: Mittelfristig werden Telemonitoring- Systeme zunehmend ein normaler Bestandteil integrierter Versorgungssysteme werden, wenn es um die intersektorale Verzahnung geht.
Krankenhäuser bieten gute infrastrukturelle Voraussetzungen, um selbst telemedizinische Leistungen anzubieten.
Aber Kliniken können auch vom Einkauf telemedizinischer Dienstleistungen profitieren: so können in Zeiten von DRGs, Verweildauern durch poststationäres Telemonitoring verkürzt, die Wiederaufnahme innerhalb der 30-Tage-Frist verhindert und die Einweiserbindung nachhaltig verbessert werden.