Müde Ärzte machen Fehler
30.03.2010 -
Ärzte reagieren bei Müdigkeit ebenso wie Menschen anderer Berufsgruppen: Ihre Genauigkeit sinkt, und die Fehlerquote steigt. Was offensichtlich scheint, haben nun israelische Wissenschaftler mit Zahlen belegt. Sie berichten im International Journal of Behavioural and Healthcare Research, dass besonders junge Assistenzärzte in ihrer Arbeit von Müdigkeit und Erschöpfung betroffen sind, was häufig zu Fehlern führt. Die Studienautoren fordern, dass die Arbeitsbedingungen besonders für diese Gruppe von Ärzten verbessert werden sollen.
Assistenzärzte erledigen auf den Krankenhaus-Stationen vor allem Routinearbeiten wie Morgenvisite, Blutentnahme oder Medikamentenverschreibung. Sie ordnen Untersuchungen an, weshalb sie Studienleiter Zvi Stern vom Hadassah Hebrew University Medical Center „vorderste Versorgungslinie" im Krankenhaus bezeichnet. Diese Arbeit stelle jedoch eine große Herausforderung dar, sei doch das Stressniveau besonders hoch und die Arbeitszeit in der Regel überlang. Möglichkeiten zu ausreichend Schlaf und Erholung haben Assistenzärzte kaum.
Dass Schlafentzug durch zu viel Arbeit und klinische Fehler zusammenhängen, konnten schon frühere Forschungen zeigen. Eine weltweite Studie ergab erst kürzlich, dass mindestens jeder dritte medizinische Fehler auf Intensivstationen auf Übermüdung zurückzuführen ist. Speziell die Situation der Assistenzärzte untersuchte die Universität Harvard, was eine gesetzliche Arbeitszeitbegrenzung für diese Ärztegruppe in den USA zur Folge hatte. Kritiker wiesen zwar darauf hin, dass das Problem der hohen Fehlerquote auch nach der Stundenreduktion bestehen blieb. Die aktuellen Zahlen bestätigen jedoch die Müdigkeit als wichtigste Fehlerquelle. Dazu wurden Fehlerberichte von Oberschwestern analysiert, die Daten zu 126 Assistenzärzten in zwei israelischen Lehrkrankenhäusern enthielten. Angesichts dieser Ergebnisse drängen die Forscher darauf, die routinemäßigen Arbeitsschritte im Krankenhaus zu standardisieren.