20.11.2012 • News

Koronare Herzkrankheit: MHH-Kardiologen setzen resorbierbare Gefäßstützen ein

Prof. Dr. Bauersachs (links) und Privatdozent Dr. Widder (rechts) von der...
Prof. Dr. Bauersachs (links) und Privatdozent Dr. Widder (rechts) von der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie mit einem resorbierbaren Stent (Foto: MHH/Kaiser).

Die koronare Herzkrankheit (KHK) gehört zu den häufigsten Todesursachen im Erwachsenenalter. Verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße führen zu einer Mangeldurchblutung des Herzmuskels und nicht selten zu einem Herzinfarkt. Um ein krankes Gefäß zu reparieren, setzten Kardiologen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) jetzt erstmals Patienten bioresorbierbare Gefäßstützen (Stents) ein.

Dabei handelt es sich um ein Implantat auf der Basis von Milchsäure, das zunächst ein Medikament freisetzt und sich anschließend innerhalb von zwei Jahren auflöst. "Das neue Verfahren hat den großen Vorteil, dass kein Metall als Fremdkörper zurückbleibt", erklärt Prof. Dr. Johann Bauersachs, Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Bisher war es üblich, dass Patienten, deren Herzkranzgefäße verengt sind, Gefäßstützen aus Metall bekommen. Diese geben zwar auch ein Medikament ab, verbleiben aber im Körper und stellen ein Risiko für Gerinnselbildungen dar. In der Kardiologie der MHH gibt es pro Jahr rund 1000 Eingriffe, bei denen Stents implantiert werden. Die meisten der Patienten mit KHK sind zwischen 50 und 80 Jahre alt. Es gibt aber auch wesentlich jüngere. "Gerade für sie wäre es ein großes Plus, kein Metall dauerhaft im Körper zurückzubehalten", erläutert Privatdozent Dr. Julian Widder, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter des Herzkatheterlabors der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Durch die Therapie mit den sich selbstauflösenden Implantaten kann die natürliche Gefäßfunktion teilweise wieder hergestellt werden. "Nachdem sich der Stent aufgelöst hat, kann sich das Gefäß bewegen, anspannen und pulsieren. Das ist bei einem steifen Metall-Stent natürlich nicht möglich", erläutert Prof. Bauersachs. Er sieht noch einen weiteren Vorteil: "Manchmal müssen wir an einem Gefäß mehrere Stents hintereinander implantieren. Wenn es sich nach vielen Jahren - was zum Glück selten vorkommt - trotzdem wieder verengt, können die Herzchirurgen auf ein Gefäß, das mit der neuen Methode therapiert wurde, einen Bypass aufnähen." Auch das geht bei Metall-Stents nicht.

Erste klinische Studien mit den bioresorbierbaren Gefäßstützen haben ergeben, dass das Risiko einer Thrombosebildung in den ersten Jahren nach dem Implantieren sehr gering ist. "Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich dieses Ergebnis auch in Langzeitstudien bestätigt", sagt Prof. Bauersachs.

 

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