29.09.2023 • News

Preis für Patientensicherheit 2023: Neuer Messansatz hilft Risiko für Nervenverletzungen zu reduzieren

Der Preis für Patientensicherheit in der Medizintechnik wird gestiftet von Dr. med. Hans Haindl. Die Auszeichnung richtet sich an den wissenschaftlich-technischen Nachwuchs in Forschungseinrichtungen, Kliniken und Industrie sowie an Krankenhausbetreiber.

Ramona Schuler, Foto: VDE DGBMT
Ramona Schuler, Foto: VDE DGBMT

In diesem Jahr geht der mit 5.000 EUR dotierte Preis an Ramona Schuler, die in ihrer Dissertation einen neuen Neuromonitoring-Ansatz für die Identifikation autonomer Nerven im Beckenbereich entwickelt und in zwei Studien auf technische bzw. klinische Machbarkeit überprüft hat.

„Während der OP schnell valide Ergebnisse liefern“

Operationen im Beckenbereich sind ohnehin anspruchsvoll, hinzu kommt eine sehr empfindliche Anatomie: Im Beckenboden befindet sich ein feines, hochkomplexes Geflecht aus autonomen Nerven, welche die glatte Muskulatur der inneren Organe mit Signalen versorgen. Wird dort ein operativer Eingriff durchgeführt, so ist die Gefahr sehr hoch, dieses Geflecht zu verletzen. Folgeschäden sind etwa Inkontinenz oder sexuelle Funktionsstörungen. „Beckennerven sind visuell sehr schwer zu identifizieren, weshalb ein Chirurg technische Hilfsmittel braucht“, erklärt Ramona Schuler. „Meine Motivation war, eine Lösung zu finden, die schnell valide Ergebnisse liefert und den Chirurgen während einer OP bestmöglich unterstützt.“

Autonome Nerven über elektrischen Gewebewiderstand der Zielorgane identifizieren

Die bislang einzige kommerziell verfügbare Methode nutzt das sonst für die Untersuchung von Skelettmuskulatur verwendete EMG (elektromyographische Untersuchung) in Kombination mit einer Blasendruckmessung. Vor jeder Stimulation muss allerdings die Blase gefüllt und danach wieder abgelassen werden, was mit einigem Zeitaufwand verbunden ist. Der neue Ansatz von Ramona Schuler arbeitet dagegen mit der Bioimpedanzmessung, die auch bei entleerter Blase zu validen Ergebnissen führt. „Da wir es mit vielen Impedanzänderungen an den Zielorganen zu tun haben, die interpretiert werden müssen, habe ich ein software-gestütztes Analyse-Tool entwickelt“, so Schuler. AMINA (Automatic Muscle Impedance and Nerve Analyzer) wertet die erfassten Daten aus und hilft dem Chirurgen oder der Chirurgin dabei, während der OP schnell und einfach funktionale autonome Nerven zu erkennen.

Innovation für den Menschen: Die Impedanzmessung mit AMINA als Produkt

Gestartet hat Ramona Schuler ihre berufliche Karriere nach Abschluss ihres Medizintechnikstudiums 2016 beim Neuromonitoring-Spezialisten Dr. Langer Medical in Waldkirch (Baden-Württemberg). Nach ein paar Jahren im Produktmanagement mit Schwerpunkt Forschung und Entwicklung erhielt sie 2019 das Angebot zu promovieren. „Schon in meiner Masterarbeit lag mein Fokus auf Neuromonitoring autonomer Nerven, die Dissertation an der TU Ilmenau zu diesem Thema war die logische Fortsetzung“, so Schuler. „Nach den ersten Machbarkeitsstudien werden wir nun im Team bei Dr. Langer Medical weiter an der neuen Messmethode arbeiten, so dass das Produkt auf den Markt kommen kann.“

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