Senkung des Blutzuckerspiegels verringert bei Menschen mit Prädiabetes das Herzinfarktrisiko
Eine Senkung des Blutzuckerspiegels halbiert bei Menschen mit Prädiabetes die Wahrscheinlichkeit schwerwiegender Herzprobleme. Dies geht aus einer in der Fachzeitschrift The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlichten Studie des King’s College London hervor.

Die Forschungsarbeit ist Teil von transCampus, einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem King's College London und der Technischen Universität Dresden (TUD).
Demnach senkt die Normalisierung des Blutzuckerspiegels – sozusagen die Aufhebung der Prädiabetes – das Risiko, an einer Herzerkrankung zu sterben oder wegen Herzinsuffizienz im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, um mehr als 50 %.
Diese Erkenntnis gewinnt vor dem Hintergrund aktueller Forschungsergebnisse besondere Bedeutung, wonach eine Änderung des Lebensstils allein – einschließlich Bewegung, Gewichtsabnahme und Ernährungsumstellung – nicht ausreicht, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit Prädiabetes zu senken.
In ihrer Gesamtheit liefern diese Ergebnisse ein neues, lebensrettendes Therapieziel für die Behandlung von Prädiabetes und die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und könnten gleichzeitig einen Paradigmenwechsel in der klinischen Behandlung dieser Erkrankungen einläuten.
„Diese Studie stellt eine der wichtigsten Annahmen der modernen Präventivmedizin infrage. Jahrelang wurde Menschen mit Prädiabetes vermittelt, dass sie durch Gewichtsabnahme, mehr Bewegung und eine gesündere Ernährung Herzerkrankungen und einem vorzeitigen Tod vorbeugen könnten. Eine solche Änderung des Lebensstils ist zwar zweifellos vorteilhaft, doch gibt es keine Belege dafür, dass sie das Risiko für Herzinfarkte oder die Sterblichkeit bei Menschen mit Prädiabetes senken. Unsere Studie zeigt jedoch, dass eine Prädiabetes-Remission mit einer deutlichen Verringerung tödlicher Herzerkrankungen, Herzinsuffizienz und der Gesamtsterblichkeit einhergeht.“ – Studienleiter Dr. Andreas Birkenfeld, Diabetologie-Experte am King’s College London und am Universitätsklinikum Tübingen
Bei Prädiabetes liegt der Blutzuckerspiegel über dem Normalwert, ist jedoch noch nicht hoch genug, um als Typ-2-Diabetes diagnostiziert zu werden. Dieser Zustand führt häufig zu Typ-2-Diabetes, und birgt zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – eine der weltweit häufigsten Todesursachen. In Großbritannien leidet etwa jeder fünfte Erwachsene an Diabetes oder Prädiabetes. In den Vereinigten Staaten ist es mehr als jeder Dritte, in China sind es sogar vier von zehn Personen. Weltweit leiden schätzungsweise mehr als eine Milliarde Menschen an Prädiabetes.
Unter der Leitung von Dr. Andreas Birkenfeld vom King's College London und der Universitätsklinik Tübingen wurden in der Studie Daten aus zwei wegweisenden Diabetes-Präventionsstudien neu analysiert – der US-amerikanischen Diabetes Prevention Program Outcomes Study (DPPOS) und der chinesischen DaQing Diabetes Prevention Outcomes Study (DaQingDPOS). Bei beiden handelt es sich um Langzeitstudien, in denen Teilnehmende mit Prädiabetes über mehrere Jahrzehnte hinweg beobachtet wurden, und in denen Maßnahmen wie mehr Bewegung und eine gesunde Ernährung zum Einsatz kamen.
Personen, die eine Remission ihres Prädiabetes erreicht hatten, wiesen ein um 58 % geringeres Risiko auf, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben oder wegen Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. Dieser Effekt hielt auch Jahrzehnte nach der Normalisierung des Blutzuckerspiegels an, was auf eine dauerhafte Wirkung der Blutzuckerregulierung hindeutet.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere schwerwiegende kardiovaskuläre Vorfälle bei Personen, die eine Remission ihres Prädiabetes erreicht hatten, um 42 % geringer war.
Die Ergebnisse waren sowohl bei den chinesischen als auch bei den US-amerikanischen Daten ähnlich. Frühere Analysen der Studien hatten gezeigt, dass kombinierte Lebensstilinterventionen, darunter mehr Bewegung und eine gesunde Ernährung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht reduzierten. Dies deutet darauf hin, dass eine Verzögerung des Diabetesausbruchs allein keinen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen bietet, solange keine wesentlichen Stoffwechselveränderungen stattfinden.
„Unsere Studienergebnisse legen nahe, dass die Remission von Prädiabetes – neben der Senkung des Blutdrucks, der Senkung des Cholesterinspiegels und dem Aufhören mit dem Rauchen – als viertes wichtiges Instrument der Primärprävention zur wirksamen Vorbeugung von Herzinfarkten und Todesfällen dienen könnte“, fügte Dr. Birkenfeld hinzu.
Die Studie kann unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.thelancet.com/journals/landia/article/PIIS2213-8587(25)00295-5/fullt...















