14.12.2021 • News

Ulrike Protzer erhält den DZIF-Preis für translationale Infektionsforschung

Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) zeichnet in diesem Jahr die Medizinerin und klinische Virologin Prof. Ulrike Protzer für ihre wissenschaftlichen Verdienste aus. Der Preis ist 5.000 Euro dotiert.

Prof. Ulrike Protzer. Foto: TUM/Astrid Eckert/Hintergrund: cdc
Prof. Ulrike Protzer. Foto: TUM/Astrid Eckert/Hintergrund: cdc

Hepatitis-B-Viren stehen seit vielen Jahren im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten von Prof. Ulrike Protzer, Virologin an der TU München sowie am Helmholtz-Zentrum München. Ihr Ziel ist es, das Wissen aus ihrer Forschung zum Hepatitis-B-Virus in die klinische Anwendung zu bringen. Obwohl es eine prophylaktische Impfung gegen Hepatitis-B (HBV) gibt, sind über 250 Millionen Menschen weltweit chronisch infiziert. Eine heilende Therapie gibt es bisher nicht, sodass viele Patientinnen und Patienten an den Folgen der Infektion sterben.

In ihren Arbeiten hat Ulrike Protzer herausgefunden, dass das Immunsystem bei einer chronischen Infektion keine ausreichende Abwehrfunktion hat: man findet keine neutralisierenden Antikörper und nahezu keine virusspezifischen T-Zellen. Hier setzt die Forscherin nun an und entwickelt systematisch immuntherapeutische Strategien, die eine B- und T-Zellantwort gegen HBV aktivieren können.

Im Rahmen des DZIF entwickelte Protzer eine therapeutische Impfung, kurz TherVacB genannt, die 95 Prozent aller HBV-Stämme weltweit abdecken könnte. In präklinischen Versuchen zeigte der therapeutische Impfstoff eine hohe Wirksamkeit. Das führte dazu, dass das Projekt jetzt international in einem EU-Konsortium gefördert wird und schon bald in klinischen Phasen erprobt werden kann. Neben TherVacB konnte die Wissenschaftlerin zwei weitere erfolgversprechende Ansätze zur gezielten Immuntherapie der Hepatitis B entwickeln.

„Ulrike Protzer ist es gelungen, die in der Grundlagenforschung gewonnenen Er-kenntnisse in ein klinisch erprobbares Produkt zu überführen und somit einen wesentlichen Beitrag zum translationalen Auftrag des DZIF zu leisten“, so die Laudatoren. Der Preis wurde heute online zugesprochen und wird während der Jahrestagung des DZIF im Sommer 2022 in Stuttgart offiziell vergeben.

Die Preisträgerin kurz vorgestellt

Ulrike Protzer (Jg. 1962) studierte Medizin an der Universität in Erlangen, wo sie 1989 promovierte. Nach ihrer klinischen Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin ging sie 1996 als Postdoktorandin an das Zentrum für Molekulare Medizin der Universität Heidelberg, wo sie sich auf die Virologie konzentrierte. Ihre Habilitation im Jahr 2000 drehte sich um Virus-Wirts-Interaktionen beim Hepatitis B-Virus. Protzer baute eine unabhängige Forschungsgruppe auf und ging nach zwei Jahren an die Uniklinik Köln, wo sie bis 2007 eine Nachwuchsgruppe zur Molekularen Infektiologie leitete. 2005 wurde sie Fachärztin für Medizinische Mikrobiologie und Virologie. Ende des Jahres 2007 wurde sie im Rahmen einer Doppelberufung Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München und dem Helmholtz Zentrum München. Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung koordiniert Ulrike Protzer derzeit den Forschungsbereich Hepatitis.

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