Effiziente Therapie von Sepsis-Patienten


Die Klinik Bavaria Kreischa und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden setzen neue Maßstäbe bei der Versorgung von Patienten mit Sepsis und Sepsisfolgen.
Dr. Jutta Jessen, Weinheim
Die Sepsis stellt eine der häufigsten Todesursachen dar und ist mit erheblichen sozioökonomischen Belastungen verbunden. Das zum 1. Oktober 2018 mit einer Pilotphase gestartete Comprehensive Sepsis Center (CSC) will die Überlebensrate von Sepsis-Patienten erhöhen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Prof. Dr. Thea Koch, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden erläutert die Hintergründe.
M&K: Was versprechen sich die Initiatoren vom Comprehensive Sepsis Center konkret?
Prof. Dr. Thea Koch: Komplexe Krankheitsbilder sektorenübergreifend zu behandeln, ist in anderen Fachgebieten weitverbreitet. Eine Vorreiterrolle nehmen hier sicherlich die Onkologie und die Schlaganfallversorgung ein. Für die Behandlung der Sepsis dagegen existieren bisher keine derartigen Versorgungsstrukturen. Ziele des nun von der Klinik Bavaria und dem Dresdner Uniklinikum etablierten leistungssektoren-, fach- und trägerübergreifenden Comprehensive Sepsis Centers ist es, die Fallsteuerung zu optimieren und die Qualität der Gesamtbehandlungsverläufe zu verbessern. Richtschnüre sind die Prozess- und Ergebnisqualität. Die übergeordneten Ziele dieses Versorgungskonzeptes ergeben sich aus der Schwere der Erkrankung. Uns geht es vor allem darum, die Letalität zu vermindern, das funktionelle Outcome zu verbessern, die institutionelle Pflegebedürftigkeit zu vermeiden sowie die Lebensqualität und die Angehörigenzufriedenheit zu erhöhen. Die Langzeitverläufe sollen unter versorgungswissenschaftlichen Aspekten evaluiert werden, um zu einer kontinuierlichen Qualitätsverbesserung beizutragen.
Wie erfolgt die Finanzierung?
Koch: In der Pilotphase gehen das Universitätsklinikum und die Klinik Bavaria Kreischa in Vorleistung, in dem sie Eigenmittel bereitstellen. Für konkrete Teilprojekte wollen wir Fördermittelanträge stellen. Beispiele dafür sind die telemedizinische Überwachung sowie die Telekonsile, mit denen sich unnötige Verlegungen vermeiden ließen und die deshalb künftig über die Krankenkassen refinanziert werden sollen.
Was für ein Patientenaufkommen pro Jahr erwarten Sie für das Center?
Koch: In der Anfangsphase gehen wir von circa 200 Patienten pro Jahr aus.
Welche Infrastruktur kann genutzt werden, müssen Neuanschaffungen getätigt werden (wenn ja, welche)?
Koch: Es werden weitestgehend die den Kliniken vorhandenen Infrastrukturen genutzt. Allerdings sind Neubeschaffungen notwendig, um die teleintensivmedizinischen Behandlungskonzepte umzusetzen.
Im Vorfeld des Starts haben Spezialisten verschiedenster Fachrichtungen einen Behandlungspfad entwickelt. Was ist der Kernpunkt dieses Behandlungspfades, was versprechen Sie sich davon?
Koch: Zentraler Bestandteil des Behandlungspfades ist die konkrete Definition der Schnittstellen zwischen den verschiedenen Sektoren, also zum Beispiel der intensivmedizinischen Akutbehandlung und der anschließenden intensivmedizinischen Akutrehabilitation oder neurologischen Frührehabilitation. Zu diesem Zweck wurden SOPs entwickelt um eine individuelle bedarfsadaptierte Behandlung zu gewährleisten. Wir versprechen uns eine bessere Standardisierung der Therapie, Rehabilitation und Nachsorge sowie eine Qualitätsverbesserung der medizinischen Versorgung durch konsentierte SOPs und gemeinsame Behandlungspfade.
Eine umfassende, optimale Patientenversorgung ist nur mit entsprechend qualifiziertem Personal möglich. Wie sieht es in dieser Hinsicht für das Sepsis Center aus? Steht genug entsprechend qualifiziertes Personal zur Verfügung? Wie ist Fort- und Weiterbildung geplant?
Koch: Die gemeinsame Aus- Weiter- und Fortbildung ist ein zentraler Bestandteil des CSC Dresden. Sowohl am Dresdner Uniklinikum als auch in der Bavaria Klinik Kreischa verfügen wir über hochqualifiziertes ärztliches und pflegerisches Personal, welches der Grundpfeiler einer erfolgreichen Therapie ist. Für die Kolleginnen und Kollegen in der Akuttherapie ist es von besonderem Interesse, auch die Langzeitverläufe der betreuten Patienten kennenzulernen. Ebenso ist es für die weiterbehandelnden Kolleginnen und Kollegen in der Akut- und Frührehabilitation wichtig, die Verläufe und Behandlungskonzepte der Akutphase zu kennen. Durch den kontinuierlichen persönlichen und fachlichen Austausch erwarten wir sowohl eine verbesserte Behandlungsqualität als auch eine Steigerung der persönlichen Zufriedenheit und Motivation des Behandlungsteams.
Zur Person
Seit 2002 ist Prof. Dr. Thea Koch Direktorin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Ihre Assistenzzeit absolvierte Sie am Institut für Anästhesiologie der Medizinischen Universität zu Lübeck. Von 1996 bis 1998 war Sie als Hochschuldozentin am Institut für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg. Von dort wechselte Sie zur Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden.
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