Alzheimer-Forschungspreise verliehen
Benjamin Ryskeldi-Falcon und Susanne Röhr erhalten die Alzheimer-Forschungspreise der Hans und Ilse Breuer-Stiftung.
Der renommierte Alzheimer-Forschungspreis 2022 der Hans und Ilse Breuer-Stiftung ist für die Grundlagenforschung mit 325.000 Euro (davon 225.000 Euro drittmittelfinanziert) dotiert und geht an Dr. Benjamin Ryskeldi-Falcon, MRC Laboratory of Molecular Biology (LMB ) in Cambridge, England, und für die Versorgungsforschung mit 50.000 Euro an Dr. Susanne Röhr, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig.
Die Kandidaten wurden vom stiftungseigenen, international besetzten Scientific Advisory Board (SAB) nominiert. Das SAB hat nach Sichtung der Videos eine Empfehlung für die Preisträger ausgesprochen, der das Kuratorium gefolgt ist. Seit 2006 hat die Stiftung den Alzheimer-Forschungspreis 24-mal vergeben.
Benjamin Ryskeldi-Falcon erhielt seinen Bachelor of Science in Humangenetik am University College London und promovierte 2016 in Molekularbiologie an der University of Cambridge. Er gründete im Oktober 2019 sein eigenes Labor am LMB. In seiner Arbeit konzentriert sich Ryskeldi-Falcon auf die Untersuchung der Mechanismen, durch die eine abnorme Proteinanordnung zu neurodegenerativen Erkrankungen führt.
Der Forscher nutzt die Kryo-Elektronenmikroskopie, um die Strukturen abnormaler Proteinansammlungen, die aus Patientengehirnen isoliert wurden, mit atomarer Auflösung zu untersuchen. Kürzlich hat seine Gruppe die Strukturen des zusammengesetzten TDP-43 von Patienten mit den neurodegenerativen Erkrankungen Amyotrophe Lateralsklerose und Frontotemporale Demenz bestimmt und gezeigt, dass TDP-43 eine Art fadenförmiges Gebilde namens Amyloid bildet. Diese Studien tragen zum besseren Verständnis neurodegenerativer Erkrankungen bei und werden die Entwicklung von Diagnose- und Therapieinstrumenten unterstützen. Der Forscher wurde bereits mit dem 2019 Rising Star Award von Alzheimer's Research UK ausgezeichnet und 2022 zum European Molecular Biology Organisation (EMBO) Young Investigator ernannt.
Susanne Röhr, 1981 in Rochlitz geboren, erlangte nach einem ersten Studium der Journalistik einen Bachelor-Abschluss (Universität Leipzig) und Master-Abschluss (Technische Universität Chemnitz) in Psychologie. Sie promovierte 2017 am Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) der Universität Leipzig zu frühen kognitiven Symptomen bei präklinischer Demenz. Von 2018 bis 2020 leitete Susanne Röhr die Forschungsgruppe „Epidemiology & Population Brain Health“ am ISAP. Weitere Stationen waren ein Postdoktorandenaufenthalt an der UNSW Sydney, Australien, und am Trinity College Dublin, Irland. Sie legte 2021 ihre Habilitation im Gebiet Epidemiologie und Public Health an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig zu Ansätzen der Demenzprävention ab. 2022 nahm Susanne Röhr eine Berufung auf eine Forschungsprofessur an der Massey University in Neuseeland an, wo sie bevölkerungsbasierte Studien zu Kognition und Altersgesundheit ausbaut.
Die Forscherin nimmt insbesondere veränderbare Risikofaktoren wie beispielsweise geringe Bildung, Fettleibigkeit, übermäßigen Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Rauchen, soziale Isolation in den Blick, die nachweislich mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Demenzerkrankung zusammenhängen. Erste Studien von Susanne Röhr weisen auf die Bedeutung sozialer Determinanten für die Gehirngesundheit hin. Vor allem strukturelle Determinanten (Bildung, Arbeit und Einkommen, Zugang zur Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung, Lebensräume und -umwelten) hängen eng mit Ungleichheiten in der Gesundheit zusammen und tragen dazu bei, wer in welchem Alter ein Demenzsyndrom entwickelt. Es bedarf daher der Erforschung und Entwicklung von gesundheitspolitischen Strategien, die darauf abzielen, gerechte und nachhaltige Lebensbedingungen zu schaffen, die Zugang und Entscheidungen für gesunde Lebensstile ermöglichen – das käme nicht nur Einzelpersonen, sondern der Gesellschaft über Generationen hinweg zugute. Die Preisverleihung wird voraussichtlich im September 2023 im Rahmen eines Symposiums zu den gesellschaftlichen Herausforderungen von Demenz stattfinden. Neben dem symbolischen Scheck erhalten die Preisträger eine Urkunde und eine Skulptur, die im 3D-Druck-Verfahren gefertigt wurde.
Die gemeinnützige Hans und Ilse Breuer-Stiftung fördert seit ihrer Gründung im Jahr 2000 – neben ihrem Engagement in der Betroffenenhilfe und dem eigenen Demenzzentrum StattHaus Offenbach – die wissenschaftliche Grundlagenforschung von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen.
Seit 2006 verleiht die Stiftung den mit 100.000 Euro dotierten Alzheimer-Forschungspreis, mit dem bislang 24 Preisträger gewürdigt wurden. Ebenfalls seit 2006 hat die Stiftung bereits 35 Stipendien an den wissenschaftlichen Nachwuchs vergeben. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens schrieb die Stiftung 2020 zusätzlich erstmals einen Sonderpreis für herausragende Publikationen im Forschungsbereich Demenz für Nachwuchsforscher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) aus, mit dem die Stiftung seit 2020 eng zusammenarbeitet. Eine weitere Vergabe des Preises folgte 2022.


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