Neubau für das Hanauer St. Vinzenz-Krankenhaus in Hanau



Seit 1887 besteht das St. Vinzenz-Krankenhaus in Hanau. Der Neubau des Nord-Ost-Flügels berücksichtigt nicht nur funktionale und wirtschaftliche Aspekte, sondern überzeugt auch mit einem besonderen Farb- und Materialkonzept.
Form folgt Funktion. Häufig genannt wird dieses Axiom, wenn es um gutes Design von Alltagsgegenständen geht. Bei der Planung von Krankenhäusern steht diese Maxime für weitaus mehr - nämlich die infrastrukturelle Qualität, mit der die Patientenversorgung und die Betriebsabläufe bestmöglich gewährleistet werden können.
Die Architekten woernerundpartner, seit Jahrzehnten eines der führenden Büros im Bereich Gesundheitsbau, entwickeln Projekte nach diesem Prinzip: „Am Anfang steht bei uns immer eine Netzplanung, die die geforderten Räume und Funktionen in optimale Abläufe hinsichtlich Patientenführung und Arbeitsfluss bringt", sagt Stefan Traxler, Architekt und Geschäftsführender Gesellschafter des Architekturbüros. „Erst dann kommt der Architekt ins Spiel, der dazu das Gebäude entwickelt - abhängig von den Vorstellungen des Bauherren, den Werten, die er mitgibt, und der Umgebung, in die sich der Bau einfügt."
Im St. Vinzenz-Krankenhaus stellte sich den Planern eine spannende Aufgabe und, wie sich Architekt und Projektleiter Gunther Spohn erinnert, eine „mit ganz besonderem Geist und äußerst engagierten Bauherren".
Ersatzneubau im Kontext
Das St. Vinzenz-Krankenhaus ist ein Krankenhaus der Regelversorgung mit 272 Planbetten. Die Abteilungen sind auf unterschiedliche Gebäude verteilt, die größtenteils nach dem 2. Weltkrieg wieder erbaut wurden. Die laufend durchgeführten Sanierungsmaßnahmen und Investitionen stießen jedoch an Grenzen.
Der wesentliche Leitgedanke für die äußere Gestalt des Neubaus bestand darin, den zeitgenössischen quaderförmigen viergeschossigen Baukörper, der sich um einen zentralen Innenhof gruppiert, in den historischen Komplex und den städtebaulichen Rahmen einzufügen. Das Motiv fanden die Architekten im benachbarten Referenzbau, dem Frankfurter Tor. Die Fassade dieses barocken Bauwerks prägen rötliche Sandsteinelemente, weiß geputzte Zwischenfelder, stark profilierte Fensterlaibungen und ein graues Schieferdach. Die Fassade des Neubaus interpretiert diese Elemente neu: Die Fenster wurden in vorspringende rote Blechrahmen gesetzt und so eine Tiefenwirkung erzielt. Alle geschlossenen Flächen sind in cremefarbenen Faserzementplatten ausgeführt.
Erd- und Naturtöne
Das Raumkonzept vereinigt funktionelle Vorteile mit einem Ambiente, das jede Sterilität vermeidet. In den gewählten Erd- und Naturtönen sehen die Mitarbeiter und Verantwortlichen des Krankenhauses eine farbliche Spiegelung ihrer Lebens- und Arbeitsauffassung: „Die Farben im Inneren sollen die Kraft der Erde, das Wachsen und Streben nach oben, auch das Zurückkehren in die Erde verdeutlichen und gleichzeitig symbolisieren, dass im Krankenhaus all das geschieht - der Beginn und auch das Ende des Lebens. Und dazwischen auch das, was man für die Menschen, die im Krankenhaus Hilfe suchen, bieten kann: nämlich Gesundheit und Heilung - nicht nur am Körper, sondern (für unser Haus besonders wichtig) auch für die Seele."
Die Verbindung zwischen Innen- und Außenraum schaffen in den Patientenzimmern die roten Zugangstüren und eine rote Bodenintarsie unter dem Fenster. Auch Oberlichter in den Besucherbereichen sind in Rot gehalten. Dienende Räume wie Lager, Pflegearbeitsräume und Mitarbeiterbereiche wurden in Grautönen gestaltet, um die technischen Bereiche des Krankenhauses zurückzunehmen. Offensiv differenziert wurde vom ersten bis in den dritten Stock durch den Einsatz von Farbtonabstufungen und jeweils geschosstypischen Piktogrammen, die von Naturmotiven inspiriert sind.
Orientierung und Atmosphäre
Grüne Bodenbeläge und gebrochen weiße Wände mit grünen Akzenten sowie Holzmaterialien bilden die Grundlage. Geschoss für Geschoss werden die verwendeten Basistöne heller. Immer wiederkehrend - auf den Fluren, in den Patientenzimmern, Aufenthaltsbereichen und Hinweisschildern -, geben Bildzeichen Orientierung und Atmosphäre. Die Traubenranke steht für die Wahlleistungsstation, das Eichenblatt symbolisiert die Geriatrie, und ein Vogelmotiv leitet in die Geburtshilfeabteilung. Diese künstlerische Ausgestaltung der Decken- und Wandflächen setzt sich in den drei Entbindungsräumen fort: Das „Lianenzimmer" und das „Pusteblumenzimmer" sorgen bei Mutter und Kind für einen warmen Empfang, im „Strudelzimmer" ist eine Wannengeburt möglich. Die Wandmalereien gehen in die Jalousienflächen über und ergeben eindrucksvolle Erlebnisräume, die Ruhe ausstrahlen.
Die verwendeten Beschichtungslösungen von Brillux eignen sich besonders gut für die hygienischen Anforderungen in einem Krankenhaus und lassen viel Gestaltungsfreiheit. Eine homogene Oberfläche wurde mit CreaGlas Glasvlies hergestellt. Wände und Decken in Funktionsräumen erhielten mit der desinfektionsmittelbeständigen, schadstoffgeprüften Latexfarbe ELF 992 ihr Finish. Mit Sensocryl ELF 267, einer reinacrylbasierenden, hoch strapazierfähigen Reinraumbeschichtung, veredelten die Maler Besucher- und Patientenräume. Alle Farbtöne wurden nuancengenau über das Brillux-Farbsystem Scala abgemischt.
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