Neue Therapien – Neue Diagnosen


Neue Therapien – Neue Diagnosen. Ende April tagte die Deutsche Gesellschaft für Pathologie erstmals gemeinsam mit dem Berufsverband für Pathologen an der Charité in Berlin.
Hauptthema war „Neue Therapien – Neue Diagnosen: Prädiktive Pathologie neue Rollen für die Pathologie“.
Die außerordentliche Rolle der Pathologie kann beispielhaft am Thema „Krebs“ verdeutlicht werden. Nach wie vor wird jede Krebsdiagnose von Fachärztinnen und Fachärzten für Pathologie gestellt.
Eine genaue Untersuchung und Einordnung des Tumors ist für eine weitere Behandlung von großer Bedeutung. Zur Einordnung in das optimale Therapieschema ist eine feingewebliche Untersuchung der Gewebeproben sowie ggf. die Untersuchung des OP-Präparates nach Operation notwendig.
Die klassische Diagnostik der Histologie wurde um die Immunhistochemie und Elektronenmikroskopie in den letzten Jahren ergänzt und erheblich verfeinert.
Auch haben sich die Therapiemöglichkeiten in den letzten 10–15 Jahren gewaltig erweitert.
Bisher gab es im Wesentlichen drei anschließende Therapieoptionen: Operation, Bestrahlung und Chemotherapie.
Eine neue, immer zentralere Rolle spielt die Therapie mit spezifischen, monoklonalen Antikörpern oder Rezeptorblockern.
So geht es in der diagnostischen Arbeit nicht mehr nur um die Feststellung, ob ein maligner Tumor vorliegt oder nicht.
Neuerdings müssen Pathologen auch feststellen, ob einzelne Tumoren bestimmte Zielmoleküle aufweisen. Diese Entwicklungen sind nicht ohne Folgen für die Pathologie, respektive das klassische Denkmuster der Medizin, nachdem die Auswahl der Therapie nach der Diagnosestellung erfolgt.
Zu dem bestehenden Dogma kommt nun die „maßgeschneiderte Therapie“: die Vorhersage, „Prädiktion“ von Therapiemöglichkeiten durch Pathologen.
Der Nachweis einer bestimmten Genmutation oder einer verstärkten Ausbildung eines Rezeptors kann in diesem Fall entscheidender sein als die klassische Subtypisierung eines Tumors.
Ebenso entscheidet dieser Nachweis über eine häufig sehr kostenintensive und in manchen Fällen nebenwirkungsreiche Therapie (Abb. 1; 2). Dass die Deutsche Gesellschaft für Pathologie und der Berufsverband Deutscher Pathologen gemeinsam tagten, ist letztendlich Ergebnis eines sich entwickelnden Bewusstseins, dass die Vernetzung untereinander und mit den anderen medizinischen Fächern noch gestärkt werden muss.
Mittlerweile sind die Aufgaben so komplex, dass kaum eine einzelne Einrichtung die spezifischen Anforderungen in gesamter Breite erfüllen kann. Ebenso wurde angeregt, über einen neuen Auftritt und Aufstellung der diagnostischen Fächer in der Zukunft nachzudenken.
Erstmals wurde zu einer bisher offenbar einzigartigen Podiumsdiskussion u.a. mit den Berufsverbandsvorsitzenden der Gesellschaften für Humangenetik, Mikrobiologie und Labormedizin eingeladen.
Dabei wurden Standpunkte geschildert und erste Gedanken zu möglichen und sinnvollen Kooperationen ausgetauscht.
Neben der Rolle der Pathologie für die prädiktive Medizin wurde zusammenfassend auf drei Kernaufgaben hingewiesen:
Die Pathologie ist die Konstante bei Versorgungsund Kompetenzentren. Das heißt, die Versorgungslandschaft der Bundesrepublik ist mehr und mehr durch die Bildung von organbezogenen Versorgungszentren gekennzeichnet.
Brust- und Darmzentren sind die Vorreiter. Viele Organ- oder krankheitsbezogene Zentren werden folgen. In jedem Zentrum ist die Pathologie als konstantes Kernfach vertreten.
Die Qualitätssicherung erfolgt in vielen Bereichen wesentlich durch die Pathologie. Bereits heute haben 30–40% der Institute Systeme für Qualitätsmanagement etabliert. Teilweise sind sie nach Regeln internationaler Normen zertifiziert oder akkreditiert.
Damit spielt die Pathologie in der Medizin eine außerordentliche qualitätssichernde Rolle.
Sie unterwirft sich in großem Umfang qualitätssichernden Maßnahmen. Die Rolle der Pathologie in der Krebsfrüherkennung verstärkt sich. Früherkennung ohne die Pathologie ist kaum möglich.
Sie ist heute schon zentral an der Früherkennung von Zervixkarzinomen und Prostatakarzinomen, in der Darmkrebsvorsorge und dem Mammakarzinom- Screening beteiligt.
Zusammenfassend war die Veranstaltung an dem auch historisch bedeutungsvollen Ort nicht nur wissenschaftlich, sondern hoffentlich auch politisch und strukturell sehr erfolgreich.
Kontakt:
Prof. Dr. Axel Wellmann
Universitätsklinikum Aachen
Institut für Pathologie
D-Aachen
Tel.: 0241/808-9285
Fax: 0241/808-2439
awellmann@ukaachen.de
www.ukaachen.de
Meist gelesen

Studie des RKI zu Antibiotikaresistenzen: BVMed fordert Fokus auf Infektionsschutz
Der Bundesverband Medizintechnologie sieht in den neuen Daten des Robert Koch-Instituts zur Belastung durch antibiotikaresistente Erreger in Deutschland den dringenden Handlungsauftrag an Politik und alle an der Gesundheitsversorgung Mitarbeitenden, die Infektionsprävention zu stärken.

Forschung aus Dresden und Heidelberg belegt Relevanz geschlechtsspezifischer Medizin
Weltweit steigt die Zahl der Menschen, die an Nierenerkrankungen leiden. Oft bleiben sie lange unentdeckt, so dass Schädigungen bereits stark fortgeschritten und zumeist irreversibel sind, wenn sie bemerkt werden.

KHAG gefährdet Qualitätsstandards in der Patientenversorgung
Bei der Anhörung zum Krankenhausreformanpassungsgesetz (KHAG) am 21. August 2025 haben über 130 Verbände, Institutionen und Fachgesellschaften Stellung genommen.

Flexible & hygienische Sanitärlösungen für Kliniken und Pflegeeinrichtungen
Für die Sanitärausstattung von Patientenbädern gelten höchste Anforderungen an Hygiene, Funktionalität und Reinigungsfreundlichkeit.

Neuer Therapieansatz für besonders aggressive Form der Leukämie
Über zehn Jahre forschte ein europäisches Konsortium an der Frage, wie Erwachsene, die an einer seltenen, aber äußerst lebensbedrohlichen Unterform der myeloischen Leukämie leiden, schonender und zugleich wirksamer behandelt werden können.








