Erneuter chirurgischer Einsatz im Gazastreifen
Der Leiter der Arbeitsgruppe „Global Surgery“ und Plastische Chirurg am Universitätsklinikum Bonn (UKB), Dr. Jan Wynands, war sechs Wochen lang bei einem weiteren Einsatz im Gazastreifen tätig.


In einem Feldkrankenhaus in Rafah versorgte und operierte der Chirurg täglich Patient*innen mit Explosionsverletzungen. Der Aufenthalt war erneut vom International Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) organisiert und vom UKB unterstützt –insbesondere von Prof. Walter Bruchhausen, Leiter der Sektion „Global Health“, und Prof. Jörg C. Kalff, Direktor der Chirurgie.
Bereits im Frühling dieses Jahr war Dr. Wynands für einen dreiwöchigen Einsatz im Gazastreifen, hatte dort im European Gaza Hospital zahlreiche Operationen durchgeführt und verletze Menschen versorgt. „Dieses Mal war ich zusammen mit einem chirurgischen Kollegen aus Serbien und lokalem medizinischen Personal in einem vom IKRK errichteten Feldkrankenhaus tätig. In dem 60 Betten umfassenden Zeltkrankenhaus, konnten wir umfassende Operationen bei Frauen, Kindern und Männern jeder Altersgruppe vornehmen. Dazu gehörten Mehrhöhleneingriffe von Bauch- und Brustkorb bei penetrierenden Explosionsverletzungen genauso wie plastische-wiederherstellende Eingriffe“, so Dr. Wynands, der auch regelmäßig für Hilfsprojekte nach Afrika reist und dort bereits den Bau eines Ausbildungs-Krankenhauses in Uganda ermöglicht hat.
Einsatz im Feldkrankenhaus
Auch wenn die Voraussetzungen andere waren als im European Gaza Hospital, gelang es dem Ärzte-Team, täglich etwa zehn Operationen bei Erwachsenen und Kindern, oft mit Explosionsverletzungen, durchzuführen. Insgesamt wurden zwischen Mai und November fast 42.000 Patient*innen in der Tagesklinik, der Ambulanz und der Notaufnahme behandelt, 219 Geburten und über 1.800 Operationen durchgeführt. Einige Patient*innen wurden zunächst in dem Feldkrankenhaus stabilisiert, und dann in andere Krankenhäuser verlegt. „Die Versorgungslage stellte leider immer wieder ein großes Problem dar. Angekündigte Hilfslieferungen erreichten mitunter nicht ihr Ziel, sodass es nicht immer das passende medizinische Material und auch nicht immer genügend Essen und Trinken gab. Zum Glück sind plastisch-rekonstruktive Eingriffe schon mit wenigen Ressourcen möglich, aber die Unterernährung wirkt sich leider negativ auf den Heilungsprozess der Patient*innen aus“, sagt Dr. Wynands.
Zupacken und Zuhören
Klassisch ist die chirurgische Tätigkeit pragmatisch und zupackend. So hat Dr. Wynands auch täglich nach einer Visitenrunde von 9 Uhr morgens an, oft mit offenem Ende, zusammen mit seinen ärztlichen Kolleg*innen operiert. Daneben galt es aber auch zuzuhören: „Ein junger Mann hat mir von seinem beruflichen Werdegang, seinem Leben vor und nach dem 7. Oktober 2023, und seinen Zukunftssorgen berichtet. Am Ende bedankte er sich bei mir mit den Worten ‚Thank you for listening‘. Nicht nur der medizinische Einsatz, sondern auch das ‚Einfach nur da sein‘ und gemeinsam über Sorgen und Ängste sprechen, spielen bei diesen Einsätzen eine wichtige Rolle“, so der UKB-Chirurg.
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